Leserbrief an den Wochenkurier Bautzen-Bischofswerda

Im „Wochenkurier Bautzen-Bischofswerda“ vom 14.3.2018 erschien auf der Titelseite unter der Überschrift „Brücke in die Zukunft“ ein das geplante Bauwerk in hohen Tönen lobender Artikel von Bernd Witscherkowsky. Untenstehend veröffentliche ich meinen Leserbrief hierzu. Herr Witscherkowsky bittet um Meinungen zum Projekt. Unter berndwitscherkowsky@wochenkurier.info kann man sie ihm zukommen lassen.

Sehr geehrter Herr Witscherkowsky,

an Ihrem Artikel fällt das auf, was sich immer wieder bei der Berichterstattung zur Spreebrückenidee feststellen lässt: Wunschvorstellungen werden zu Tatsachen erklärt, deren künftiges Eintreten bereits objektiv feststehe. Dies betrifft vor allem die Einschätzung, die Brücke werde zwangsläufig ein „Publikumsmagnet“. Auch sonst wird in Ihrem Artikel viel behauptet, und einige Sätze verstehe ich schlichtweg nicht. So schreiben Sie, mit der Brücke entstehe ein „fremdenfreundlicher Pfad vom touristischen Mittelalter hin zur Zukunft der historischen Altstadt“. Soll das heißen, die Hängebrücke sei künftig diese Zukunft? Oder der neue Großparkplatz? Oder die geplante Festwiese am zugigsten Punkt der gesamten Bautzener Stadtlandschaft? Wozu genau benötigt Bautzen diese eigentlich, wenn es dafür längst den Schützenplatz an geeigneter Stelle mit viel besserer Infrastruktur besitzt?
Besonders interessant fand ich aber Herrn Lehmanns Aussage: „Einziges Problem könnte aber die Statik der Hängebrücke werden.“ Er spricht diesbezüglich von einer „kleinen Unwägbarkeit“. Anscheinend wird nun auch den beinhärtesten Befürwortern klar, dass das von der studentischen Projektgruppe der TU Dresden dem Stadtrat präsentierte „filigrane“ Bauwerk in dieser Form an dieser Stelle nicht zu errichten sein wird. Wegen Rettungswegvorschriften, wegen des Personenschutzes. Und wegen der Statik im natürlichen Windkanal der Spreeskala. Das heißt, am Ende der Machbarkeitsstudie wird sehr wahrscheinlich ein Brückenentwurf stehen, der mindestens einen Stützpfeiler beinhaltet. Womit wir genau die „dominante Veränderung des Spreetales“ präsentiert bekommen werden, die Herr Lehmann jetzt noch als Ausschlusskriterium benennt. Ich hoffe sehr, dass das zu diesem Zeitpunkt auch noch gelten wird. Dass er weder Denkmalschutz noch Boden- und Naturschutz als weitere Problempunkte benennt, sei hier nur noch kopfschüttelnd angemerkt.
Sie sprechen am Ende Ihres Beitrages von einem „neuen Wahrzeichen“. Dazu sei gesagt: Wahrzeichen entstehen nicht geplant oder per Absichtserklärung. Sie werden von den Menschen zu solchen gemacht. Und es gibt auch Wahrzeichen, die aufgrund ihrer städtebaulichen Verfehltheit ihren Ruf erhalten. Mit der Spreebrücke hat Bautzen dafür eine aussichtsreiche Kandidatin im Köcher.

Mit freundlichen Grüßen,

Robert Lorenz
www.spreebruecke.de