Elf Notate zum Diskussionsabend bei der CDU Bautzen am 11.4.2018

Am Abend des 11.4.2018 erlebte die Bautzener Stadtbürgerschaft die erste offene Podiumsdiskussion zum Spreebrücken-Projekt in Bautzen. Ort hierfür war der monatliche Stammtisch der CDU Bautzen im Brauhaus. Auf dem Podium hatten als Diskutanten Platz genommen: Prof. Manuel Bäumler, TU Dresden, der mit einer studentischen Arbeitsgruppe die bisher vorliegende Gestaltungsstudie entworfen hat, der Vorsitzende des Innenstadtvereins Jan Kubasch, die Bautzener Baubürgermeisterin Juliane Naumann und als einzige Gegenstimme zum Projekt Robert Lorenz für www.spreebruecke.de

Die Veranstaltung war mit ca. 50 Interessenten sehr gut besucht. Zum Auftakt präsentierte Prof. Bäumler die studentische Arbeit per PowerPoint. Im Anschluss wurde mehr als eine Stunde teils kontrovers, dabei aber überwiegend sachlich diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass im Gegensatz zum Podium, wo die kritisch-ablehnende Position zum Projekt von vornherein nur als Einzelmeinung vertreten war, im Publikum große Uneinigkeit zur Spreebrückenidee herrschte, die sich auch bis zum Ende hin nicht klar zugunsten eine Befürwortung oder Ablehnung verschob.

Als Erinnerungsstütze und Meinungsbild seien hier aus der Position unseres Diskutanten Robert Lorenz elf für ihn wesentliche Erkenntnisse und künftige Diskussionspunkte des Abends dargelegt:

  1. In der Präsentation von Prof. Bäumler zum studentischen TU-Projekt war abermals keine seitliche Visualisierung der Hängebrücke von Norden oder Süden her enthalten. Wenn es hierzu seinerseits ein Problembewusstsein geben sollte, hat er es gestern nicht offen dargelegt.
  2. Ziel des Projektentwurfes ist aus der Sicht von Prof. Bäumler eine Zuspitzung der, Zitat, „Inszenierung“ des Burgfelsens und der westlichen Altstadtkrone, die seiner Meinung nach in Bautzen bisher ungenügend sei.
  3. Nach seinen Worten würde die Brücke einen direkten Zugang in die, Zitat, „Kernstadt“ Bautzens ermöglichen.
  4. Der Begriff „Denkmalschutz“ fiel seitens der Projektbefürworter an diesem Abend ein einziges Mal durch Frau Naumann, wurde ansonsten aber auf dem Podium und im Saal laut beschwiegen.
  5. Insgesamt verfestigte sich an diesem Abend der Eindruck, der in verschiedenen Texten auf bereits dargelegt wurde: Für einen Großteil der Befürworter scheint es bei dem Projekt in der Hauptsache darum zu gehen, ein Symbol für „Fortschritt“ und „Bewegung“ in Bautzen nach innen und außen auszusenden. Die Brücke erfüllt in dieser Perspektive das Bedürfnis, einem diffus wahrgenommenen Stillstand in Bautzen mit einem symbolischen Ausrufezeichen zu begegnen. Sie ist damit zunächst einmal vordringlich ein emotionales, kein pragmatisches Bauwerk. Kritik an ihr wird gern pauschal mit der verstockten Ablehnung von Neuem gekontert, seltener aber im Detail widerlegt.
  6. Die Festwiese ist womöglich bisher etwas missverständlich benannt. Nach Aussage der Baubürgermeisterin geht es nicht um einen zweiten bzw. Ersatz-Schützenplatz, sondern um eine Wiese, auf der man grillen, spielen usw. kann, vor allem für die BewohnerInnen des Altstadtfelsens.
  7. Anders als im Stadtrat zeigt sich an diesem Abend im Publikum und auch bei Parteimitgliedern der CDU das Bild eines großen Dissens zum Vorhaben. Es wurde an diesem Abend aus dem Publikum u.a. auch ein Bürgerentscheid angemahnt.
  8. Das Burgtheater hat ein strukturelles Problem bei der Besucherführung, das nach dem gescheiterten Fahrstuhlprojekt im Burgwasserturm nach wie vor der Lösung harrt.
  9. An einigen Kritikpunkten zur Spreebrücke offenbart sich grundlegend, dass Bautzen nach wie vor kein schlüssiges Verkehrskonzept besitzt.
  10. Den ganzen Abend über erwähnte nicht ein einziger Wortbeitrag der Befürworter auf dem Podium, dass auch mit dem Zug Touristen nach Bautzen kommen (könnten/sollen), nicht nur mit dem eigenen PKW über die Autobahn.
  11. Im Abschluss des Abends wurde von verschiedenen TeilnehmerInnen positiv hervorgehoben, dass in Bautzen endlich einmal wieder an einem konkreten Thema konstruktiver Streit über die Entwicklung der Stadt geführt würde. Dieser Einschätzung möchte ich mich vollauf anschließen.